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AutorenbildKolinda Groe

Die Sucht nach Anerkennung überwinden - In weniger als 3 Minuten

Wie die Sucht nach Bestätigung von Aussen Selbstvertrauen zerstört und sogar verhindert, dass wir uns anerkannt fühlen können


Es ist 7:00 Uhr morgens. Mein Wecker oder besser gesagt mein Iphone klingelt. Verschlafen greife ich danach und drücke auf „Schlummern“. Beim zweiten oder dritten Klingeln schaffe ich es aufzustehen und watschle auf die Toilette. Ich kann noch nicht mal wirklich gerade aus den Augen gucken aber um auf die Facebook App zu klicken, scheine ich dennoch wach genug zu sein.

Das erste Bild, dass sich dann meinem mehr oder minder wachen Geist präsentiert ist eine Facebook Freundin, die ich ehrlich gesagt noch nicht einmal kenne, auf einer Yacht mit einem Champagner Glas in der Hand, top Body und mega gestylt und dabei sieht es auch noch so aus, als wäre das alles komplett ohne große Anstrengung in ihr Leben vom Himmel gefallen. Unter dem Post die Worte: „Livin the Life!“. Zu allem Überfluss hat das Bild auch noch ungefähr tausend Likes (ok, ich übertreibe hier ein bißchen… aber eben sehr, sehr viele, auf jeden Fall mehr als ich selbst je auf ein Bild bekommen habe :)).


So, und da sitze ich nun auf dem Klo und sehe mir diese Szene an. Ein Blick in den Spiegel zeigt mich ungeschminkt, verpennt und ganz und gar nicht glamourös. Wenn ich richtig hinschaue sehe ich sogar einen (noch einen) Pickel, der sich gerade den Weg an die Oberfläche meiner Epidermis bahnt. Tja, und was soll ich sagen? Ich fange an mich mit dieser Frau zu vergleichen.



Neid, Depression und Adrenalinkick gehen Hand in Hand


Ein Gefühl von Neid, dann Depression und dann schließlich so etwas wie Resignation. Ich kann fühlen, wie meine Lebensenergie nur so dahinschwindet. Augenblicklich habe ich vergessen, was meine Ziele für mein Leben sind und anstatt Facebook zu schliessen, scrolle ich überraschenderweise immer weiter nach unten in meinem News Feed und auch wenn es mir nicht einmal Spaß macht, kann ich nicht damit aufhören. Wonach ich suche? hm…

Ah, da ist es! Einer meiner Posts bekommt auch nicht wenig Aufmerksamkeit! Ich lächle stumm in mich hinein und fühle eine Art Wärme und, wenn auch nur für eine ganz kurze Zeit, habe ich das Gefühl erfüllt zu sein und geliebt zu werden. Der Adrenalinkick der damit einhergeht ist wie ein kleiner mini mini Koks-Schuss und macht mich einfach glücklich.


Man müsste denken: alles wieder gut? JAEIN - Das Selbstvertrauen ist im Keller


Obwohl ich es schließlich schaffe den Tag zu beginnen, werde ich im weiteren Verlauf so oft abgelenkt und wie magisch von diesem Medium angezogen. Ohne mir darüber wirklich bewusst zu sein, verbringe ich mehr Zeit mit dieser App und vor Allem mit dem Feedback von Menschen auf ihr gegenseitiges, so fantastisches Leben, dass ich darüber wie in eine Trance verfalle. Als der Tag schließlich zu Ende ist frage ich mich: „Wo ist die Zeit hin? Ich wollte heute so viel machen aber hab nix auf die Reihe bekommen!“ Und schließlich überkommt mich ein Gefühl von Schuld und mein Selbstvertrauen rutscht in den Keller.



Social Media als Mittel für inneren Frieden und gesteigertes Selbstwertgefühl?


Viele dieser Morgen habe ich erlebt bis ich erkannt hatte, dass das was ich mit Social Media befriedigen wollte eigentlich meine Sucht nach Bestätigung war, die sich aus meinem Mangel an Selbstliebe und Selbstwert speiste. Aber Instagram, Facebook und Co sind nur ein Weg wie wir versuchen Aufmerksamkeit und Bestätigung um jeden Preis zu bekommen. Das Problem ist nämlich eigentlich ein ganz anderes:


Wir glauben, dass wir ohne Bestätigung weniger wert sind.


Und wir denken, dass wir die Erlaubnis eines anderen oder einer Community brauchen um der Mensch zu sein, der wir schon sind. Wir verstecken uns hinter schönen, gefilterten Bildern, weil wir uns selbst nicht mögen. Aber vor allem sind wir dem Irrglauben anheim gefallen, dass die Erfüllung und das Glück irgendwo da draussen, außerhalb von uns selbst liegt.


„Tut es nicht?“ fragst Du jetzt vielleicht.






An dieser Stelle möchte ich Dich dazu einladen ein kleines Gedanken-Experiment zu wagen, dass Dich weniger als 3 Minuten Deiner Zeit kosten wird und Dich ECHTE Zufriedenheit fühlen lässt. Bereit? Dann los:


SCHRITT 1:

Stelle Dir vor Du postest ein Bild von Dir, dass Du selbst eigentlich sehr schön findest. Doch die erhoffte Reaktion (viele Likes) bleibt aus. Stattdessen schreibt jemand, den Du gar nicht kennst, einen abwertenden Kommentar unter Dein Bild. Und jetzt mal ganz ehrlich: wie fühlst Du Dich dann damit?

Ich vermute eher nicht so toll.


SCHRITT 2:

Jetzt stelle Dir vor, Du postest dasselbe Bild einfach nur weil Du Lust dazu hast, ein bißchen Liebe in die Welt schicken willst und mit Deinen „Freunden“ einfach nur teilen willst, was Du gerade machst um Deine Freude darüber zum Ausdruck zu bringen. Du bist komplett ohne Erwartungen auf eine bestimmte Reaktion. Mehr noch: Du nimmst sogar den Umstand in Kauf und bist Dir dessen bewußt, dass es Leute gibt, denen Dein Bild womöglich nicht gefallen könnte auch wenn Du persönlich es toll findest. (denn das kann nun mal auch passieren wenn Du Dich sichtbar machst). Der Fremde setzt trotzdem den Kommentar darunter, der nicht unbedingt positiv ist doch ein Gedanke wie: „Ich bin nicht ok, so wie ich bin“ taucht in Deinem Kopf gar nicht erst auf.


SCHRITT 3:

Stelle Dir jetzt mal bitte folgende Fragen:

  • Wie fühlst Du Dich jetzt? Macht Dir sein Kommentar und die wenigen Likes noch so viel aus, wenn dieser Gedanke in Deinem Kopf nicht präsent ist? Nein? Wieso nicht?

  • Wie kann es denn sein, dass die Situation dieselbe bleibt Du aber dabei Dein Selbstvertrauen nicht einbüßt und Dich trotzdem ok fühlst, egal wie die Reaktion von Aussen auf Deinen Post ausfällt?

  • Also jetzt mal Butter bei die Fische: Wärst Du in dieser Situation immer noch gekränkt, wenn Du nicht an Dir selbst zweifeln würdest?


Du brauchst keine Anerkennung sondern Selbstvertrauen.


Wir alle wollen geliebt werden. Es ist ein menschliches Grundbedürfnis und daran ist zunächst einmal auch nichts Falsches. Doch egal ob es der Partner, die Eltern oder Facebook ist, von denen Du Dir Bestätigung, Anerkennung und Zuspruch erhoffst: auf Dauer wirst Du sie immer nur in Dir selbst finden können und dieses Gefühl des Friedens und des Gut-so-wie-ich-bin auch nur langfristig und nachhaltig spüren können, wenn Du verstehst, dass Du Deine eigene (positive) Meinung über Dich selbst als wichtiger und bedeutender schätzen lernen musst als die eines jeden anderen.



Alles was an Bestätigung von Aussen kommt ist bestenfalls ein Bonus jedoch kein probates Mittel um Dir dauerhaft das Gefühl von Anerkennung zu bescheren. Wenn Du darauf baust, machst Du Dich lediglich zum Opfer des eigenen Lebens und dem Sklaven Deiner Sucht.


Also: wer willst Du sein?


<3 Kolinda Groe


 

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