Wie ich das Loch in meinem Inneren stopfen konnte um endlich emotionale Freiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit zu erlangen... und dabei die Einfachheit des Lebens lieben lernte
Früher war ich eine Frau, die der Meinung war, dass ich jemanden brauche der immer für mich da ist und mir ein gutes Gefühl gibt. Als ich jedoch verstanden hatte, dass mir selbst der beste, einfühlsamste und fürsorglichste Mensch nicht die emotionale Sicherheit bieten konnte, nach der ich mich so sehr sehnte, fing ich an nach Wegen zu suchen, wie ich das Loch, dass wie ein Grand Canyon in meinem Inneren klaffte, endlichen stopfen konnte.
Mein Leben war eigentlich schon immer sehr unstet gewesen. Auf eine bestimmte Art und Weise genoss ich das auch. Keinen Boss zu haben und die Freiheit, die mir meine Selbständigkeit einbrachte, gaben mir ein Gefühl von Unabhängigkeit und komischerweise kam ich auch immer gut mit der finanziellen Unsicherheit klar, die ich als Freiberuflerin nun mal ab können musste.
Womit ich allerdings gar nicht klar kam, war die emotionale Unsicherheit, die ich mit Männern erlebte.
Ich hatte in Beziehungen nach einer Weile immer das Gefühl, dass ich nicht genug bekam; ich fühlte mich ungesehen, übergangen und ungeliebt.
Wenn man vermeintlich einen Menschen gefunden hat, der in einem, wenn auch nur für kurze Zeit, ein Gefühl von Geborgenheit und Urvertrauen auslöst, begeht man den Fehler und glaubt, dass es diese Person ist, die einem diese emotionale Sicherheit gibt. Wie ein Junkie, der süchtig nach seiner Droge ist, so war ich süchtig geworden nach einem Kompliment, einer Umarmung und Anerkennung von Aussen und war immer auf der Suche nach dem nächsten Schuss. Aber die schönen Worte gaben mir zumindest eine Illusion von emotionaler Sicherheit die, wie ich heute weiß, nichts anderes ist als das Gefühl, dass man schön, gut, liebenswert und wertvoll ist, so wie man wirklich ist.
Unterbewusst fing ich an an mir Strategien zurecht zu legen, wie ich diese Männer manipulieren konnte, damit sie mich mit einem ständigen Strom der Bestätigung versorgten, ohne den ich mich leer und zerrissen fühlte. Es war nicht etwa so, als hätte ich meine Wünsche ihnen gegenüber klar kommuniziert denn insgeheim schämte ich mich dafür, dass ich so bedürftig war. Mein Herz war wie ein schwarzes Loch, dass alle Liebe und Aufmerksamkeit einfach verschlang aber nicht halten konnte. Sie verschwanden irgendwo im nirgendwo. Und ich brauchte immer mehr. Und dann... wollte ich diese Frau nicht mehr sein.
Mit diesem Gefühl in der Brust traf mich auch gleichzeitig eine Erkenntnis, aus der die erste, wichtige Lektion meines Lebens folgte: Ohne eine Entscheidung, die ich vor mir selbst nicht anzweifle, ist keine Veränderung möglich. Anders gesagt:
1. Lektion: Ich muss mich zu der Entscheidung zur Veränderung zu 100 % committen und dabei bleiben, egal was kommt!
Und das tat ich. Denn ich hatte ein Vision von mir selbst: ich wollte eine Frau werden die in der Lage ist sich sicher und gut aufgehoben zu fühlen, egal was um sie herum vorging und egal welches Verhalten jemand anderes ihr gegenüber an den Tag legte.
Diese emotionale Unabhängigkeit zu erreichen war seither mein oberstes Ziel und es öffnete mein Bewusstsein für die Erkenntnis, dass ich einen anderen Weg finden musste um emotional klar zu kommen, einen, der von Innen heraus funktionierte anstatt die Geborgenheit und das Urvertrauen im Aussen zu suchen. Einen Zugang zu emotionaler Sicherheit auf den ich immer Zugriff hatte und auf den ich mich verlassen konnte.
Kurz gesagt: ich musste all das in mir selbst finden.
Diese Erkenntnis löste gleichermaßen Trauer und Resignation, sowie ein Gefühl von Neuanfang und Neugier aus, denn ich war sozusagen am Punkt 0; im Basis Camp meines Aufstiegs zum Mount Everest der Selbsterkenntnis angelangt. Mir wurde ganz schnell klar, dass ich da etwas auf der Spur war, dass mich als Mensch und Frau von Grund auf verändern würde. Ich war bereit alles zu vergessen, was ich bisher darüber „gelernt“ hatte, wie man emotionale Sicherheit, Freiheit und Unabhängigkeit erlangte weil all diese Strategien noch nie wirklich funktioniert hatten. Und so wurde ich in Punkto emotionale Reife zur Schülerin meiner Selbst.
2. Lektion: Kein Mensch ist jemals für mein Empfinden, Befinden oder Denken verantwortlich - ich selbst bin es.
„Die Welt ist wie ein Schotterhaufen voller piksender Steinchen, die Dir an den Füssen weh tun wenn du barfuß darüber läufst. Du kann nicht die ganze Welt mit Leder überziehen um keinen Schmerz zu spüren. Aber Du kannst Dir Lederschuhe besorgen.“ - Chin. Sprichwort
Die zweite, wichtige Lektion, die ich auf meinem Weg lernen musste, war die der emotionalen und auch ganz praktischen Selbstfürsorge. Diese begann zunächst damit zu verstehen, dass kein Mensch jemals für mein Empfinden, Befinden oder Denken verantwortlich ist. Wir sind zwar soziale Wesen doch ab einem bestimmten Punkt wird man selbst zum Energievampir, wenn man aus dem anderen ständig auch noch das letzte Quäntchen Lob, Anerkennung und Bestätigung herausquetschen will. Kein normaler Mensch hält das aus. Und es ist auch nicht die Aufgabe der Anderen auf mich aufzupassen. Wenn sie es aus freien Stücken tun und Rücksicht auf mich nehmen, dann ist das ein Akt der Liebe. Aber Liebe ist keine Liebe mehr wenn sie an Bedingungen geknüpft ist oder als Zahlungsmittel fungiert. Sie verwandelt sich dann in ein Geschäft, dass vom Ego gemacht wird.
Es liegt also ganz alleine in meiner Verantwortung Grenzen nach Außen zu setzen, diese zu kommunizieren und für sie einzustehen, denn auf diese Weise stehe ich für mich selbst ein und bin in der Lage für mich zu sorgen. Das gebietet die Liebe zu mir selbst. Ich habe festgestellt, dass diese Strategie sehr viel wirkungsvoller ist, wenn es darum geht seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen als zu versuchen, das Gegenüber in Ego Manier zu manipulieren, bis er sagt, was man hören will.
Ich gebe zu: Nein zu sagen fällt mir bis heute manchmal schwer. Aber ich tue es. Ich weiß einfach, dass der Preis zu hoch ist wenn man Ja sagt wenn man eigentlich Nein meint. Es kommt einer inneren Vergewaltigung gleich und das tue ich mir nicht mehr an.
Tja, und dann gab es da noch eine weitere, tiefgreifende Lehre, die so simpel ist, dass sie
jedes Kind kennt aber leider sehr wenige sie beherzigen und danach leben. Sie lautet:
3. Lektion: Kümmere Dich um Deine eigenen Angelegenheiten.
Wann immer ich einen Gedanken hatte wie: „Das sollte nicht passieren“ oder „ Er sollte das nicht zu mir sagen, er sollte anders über mich denken..“ etc. verspürte ich einen Stich in meiner Brust. Dabei war es schlicht unmöglich jemanden dazu zu bringen etwas zu denken, dass ich wollte dass er dachte. Schließlich konnte ich niemals wirklich mit absoluter Sicherheit wissen, was im Kopf eines anderen Menschen abging.
„The difference between reality and imagination is that reality is real and imagination is imagined“
- Kolinda Groe
Hier ging es also schlicht und einfach darum die Kontrolle aufzugeben. Und zwar die Kontrolle über Dinge, die ich tatsächlich nicht kontrollieren konnte, so sehr ich es auch versuchte. Dazu gehörten die Gefühle, Gedanken und Taten anderer Menschen aber auch ein Widerstand gegen die Realität und Dinge, die ohne mein Zutun einfach passierten wie sie passieren wollten; mein verwirrter Verstand machte daraus innere Katastrophen, Panikattacken und Depressionen. Und die Welt war trotzdem noch die, die sie war und alles passierte trotzdem wie es passierte.
Auch wenn es mir in diesen Momenten nicht bewusst war, dass ich mental im Kopf eines anderen Menschen bin und so versuche sein Leben zu führen, statt in meinem eigenen zu bleiben, so spürte ich doch ganz deutlich den Schmerz und den Widerstand, den dieses Gedankengut auslöste. Denn was geschieht, wenn ich versuche etwas zu kontrollieren, dass nicht in meinem Wirkungsbereich liegt?
Ich drehe buchstäblich durch. Mein Verstand versucht hier verzweifelt ein unlösbares Problem zu lösen wie z.B. „Was denkt er über mich?" Das werde ich niemals wirklich wissen, auch dann nicht wenn er es mir sagt… in einem anderen Moment könnte er es sich ja schließlich wieder anders überlegen ;)
Doch der größte Verlust den ich erleide wenn ich mich mental in fremden Angelegenheiten befinde ist dieser:
Ich gebe meine eigene Macht ab weil ich mich von dem Urteil und der Meinung eines Anderen abhängig mache...
… und schon ist die emotionale Sicherheit und Unabhängigkeit dahin.
Das Eigenartige ist nur, dass viele von uns glauben, dass unsere eigene Meinung viel weniger zählt als die Meinung eines Anderen. Wir glauben, dass wir nicht in der Lage sind, uns selbst ein gutes Gefühl oder die Liebe zu geben, die wir brauchen. Wir halten uns für machtlos, weil wir bereit sind jeden, den wir halbwegs bewundern, zu einer größeren Autorität zu ernennen als unsere eigene, innere Autorität, die durch unser Bauchgefühl und unsere Intuition ständig versucht mit uns in Verbindung zu treten. In Wirklichkeit ist sie die einzige Führung, die wir brauchen und bei jedem ist sie ganz individuell, denn wir alle haben verschiedene Wünsche, Bedürfnisse und Träume.
4. Lektion: Gedanken erzeugen Gefühle - Gefühle spiegeln Gedanken
Das vierte Kapitel auf meinem Weg in die emotionale Freiheit schrieb sich, als ich mich verstärkt mit Psychologie, dem Unterbewusstsein und Methoden zur Umprogrammierung schädlicher Glaubenssätze beschäftige. Ich hatte dabei erlebt und beobachtet, wie jedem Gefühl, positiv wie negativ, ein bestimmter Gedanke voraus ging. Es gab da Gedanken die mich stressten wie: "Er will mich nicht" oder "Sie mag mich nicht". Ausnahmslos jedes Mal, wenn solch ein stressiger Gedanke in meinem Kopf auftauchte, stellten sich innere Unruhe, Wut, Trauer und noch eine ganze Reihe unangenehmer Gefühle ein.
Manchmal war es jedoch auch so, dass nicht unbedingt ein Gedanke bewusst präsent war, ich aber trotzdem eine innere Leere oder Unruhe fühlte. Da ich aber wusste, dass es immer ein Gedanke ist, der das Gefühl verursacht, war ich in der Lage auch den umgekehrten Weg zu gehen...
... und die Manifestation des Gedankens (also die Emotion) zu fragen, was sie denn eigentlich denkt :D Und so kam ich fast immer an die Ursache der körperlichen Symptome heran, die mir so zu schaffen machten: meine stressigen Gedanken.
Nach ein paar Jahren stolperte ich dann schließlich über die eine Frage, die den Durchbruch in meinem Mindset und den Weg zu einem höheren Bewusstsein wies. Sie lautete:
5. Lektion: Wer wärst Du ohne diesen Gedanken?
„Klingt zu einfach um zu funktionieren“ dachte ich zuerst. Doch so ist das mit dem Leben: es ist nicht kompliziert. Es ist sehr einfach, simpel und eindeutig. Und so sind auch die wirklich wichtigen Fragen, die wir uns stellen sollten, häufig auch die einfachsten und werden genau deshalb leicht übersehen.
Als ich anfing diese Frage auf Gedanken anzuwenden, die mich stressten, entfaltete die Wahrheit ihren Zauber. Aus der Wut, die ich bei dem Gedanken „Er sollte das nicht zu mir sagen“ empfand wurde Klarheit. Aus Trauer Harmonie und aus Arroganz wurde Mitgefühl.
Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich ganz, heil und verbunden fühlte. Mit mir selbst und mit dem Rest der Welt. Ich wurde zu einer Quelle der Energie, die aus Fülle und Liebe schöpfte und niemals versiegte. Statt ständig etwas von Außen zu erwarten, dass mich innerlich erfüllen und auffüllen würde, war ich jetzt diejenige die geben wollte, großzügig und verschwenderisch und von ganzem Herzen.
An dem Tag verliebte ich mich in die Einfachheit des Lebens und Denkens. Ich schwebte bestimmt an die drei Monate lang wie auf einer Wolke. Alles war auf einmal so klar und eindeutig, meine Welt machte auf einmal Sinn.
Und da wusste ich es: ich hatte den Berggipfel erklommen, meinen persönlichen, inneren Mount Everest. Aber was noch viel wichtiger war: ich würde den Weg immer wieder zurück finden an den Ort, an dem ich Klarheit, emotionale Freiheit und Sicherheit fand... tief in mir drin.
<3 Kolinda Groe
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